Wenn es um das Thema Kindheitsträume geht, wollen viele erst mal alles werden: Tierarzt, Pilot, Fußballer. Ich wollte immer nur eines, irgendwas mit Medien machen. Als ich noch klein war, haben wir im tiefen Franken den Bayerischen Rundfunk im Radio gehört und da wollte ich hin, vors Mikrofon, vor das von Bayern 3; Dem Jugendprogramm des BR wo meine Helden Thomas Gottschalk, Günther Jauch oder Fritz Egner moderierten. Das Problem war für einen Elfjährigen allerdings, dass es in den 80er Jahren auf dem Land einfach wenig Möglichkeiten gab. Also genau gesagt gab es nur eine Möglichkeit und die hieß Kassettenrekorder. Um eine eigene Radiosendung zu machen, musste ich bei den Schlagern der Woche, so hieß die bis heute kultigste Chartshow des Radios, Songs aufnehmen und dann brauchte ich einen zweiten Kassettenrekorder, auf dem ich dann die Songs wieder abspielen konnte. Zum Glück hatte mein Schulfreund Reini einen solchen Kassettenrecorder. Wir haben einfach unsere eigene Radioshow gemacht, auf Kassette. Das hat damals total viel Spaß gemacht.

Dann kam irgendwann der nächste Umzug, die Musik kam in mein Leben, später die Schauspielerei. Das Moderieren habe ich nicht mehr so konsequent weiterverfolgt. Bis es auf dem Gymnasium an die Berufsberatung ging. Dort saß dann auch ein Journalist des Bayerischen Rundfunks und dem erzählte ich, dass ich Moderator werden wollte. Von seiner Antwort „vergiss es das würden alle wollen“ habe ich mich nicht abbringen lassen, im Gegenteil, ich wusste irgendwann kann das klappen. Nur wie war die Frage, wenn schon mein erster Branchenkontakt nicht helfen konnte oder wollte. Ich hatte noch ein kleines Ass im Ärmel, denn ich wusste damals, dass der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Reinhold Führt, in Murnau lebt. Ich wohnte zu der Zeit auch dort, und ich wusste, dass er seinen 60. Geburtstag in Murnau feiern würde, im Kurgästehaus. Das ist der Ort, an dem wir regelmäßig unsere Theaterstücke aufführten, ich kannte den Hintereingang. Ich war der erste der nach der Rede des damaligen Ministerpräsidenten am Buffet auf den Jubilar wartete. Als der kam, sagte ich kurz „herzlichen Glückwunsch“, fühlte mich jedoch wie im falschen Film und ging nach einem kurzen Stopp am Buffet wieder nach Hause. Später fand ich dann seine Nummer im Telefonbuch, rief ihn an und besuchte ihn auf einen Kaffee. Dabei erfuhr ich von Reinhold Führt, dass der normale Weg ein sehr komplizierter sei, der mir damals noch ein bisschen zu lang erschien. Ich wollte es kürzer und nahm dann doch einen Umweg. Über diverse Filmproduktionen, die mich von Hamburg bis nach Österreich führten und dann endlich zum Radio brachten, allerdings nicht zum BR sondern zu Radio Oberland. Da konnte ich in Garmisch-Partenkirchen schnell alles mögliche machen. Vom Sportreporter zum Nachrichtenmann, Comedyserien entwickeln und schließlich sogar moderieren, was offen gesagt den meisten Spaß machte. Und auch wenn es nicht der Sender meiner Helden war, den richtigen Weg hatte ich schon mal eingeschlagen, ich war Moderator. Fünf Jahre später dann endlich auch beim Bayerischen Rundfunk bei Bayern 3. Einen meiner früheren Radio Helden, Fritz Egner, traf ich dann immer wieder im Studio wenn wir nacheinander Sendung hatten. Auch die Schlager der Woche, die Sendung, die ich als Kind immer nachspielte, habe ich mit Mitte 20 endlich moderiert. Die Erfüllung meines Kindertraums. 15 Jahre nachdem ich die Radioshow selbst auf Kassette produziert hatte, war ich dann plötzlich am Mikrofon des Originals.

Vor und während meiner Sendungen war ich immer wieder hoch konzentriert und angespannt. Du kannst dir vielleicht vorstellen wie sich das anfühlt, plötzlich sitzt du in dem Studio in dem früher deine Helden saßen und spielst selbst die Songs im Radio hinter dem Mischpult ab, die andere zu Hause aufnehmen. Ich war immer extrem aufgeregt. Am Ende war es jedes Mal ein Vergnügen und für mich so fantastisch zu erleben, dass du in deinem Leben auch wirklich die Chance hast die verrücktesten Träume einfach wahr werden zu lassen.

Für mich waren im Rückblick dabei sicher vor allem drei Dinge wichtig. Erstens, ich habe mich nicht von anderen von meinem Traum abbringen lassen. Von wegen vergiss es, ich wusste wo ich hinwollte. Zweitens, ich habe durchgehalten und auch viele Umwege in Kauf genommen, um an mein Ziel zu kommen. Und drittens, ich war fleißig, ich habe hunderte von sogenannten Airchecks verschickt, Kassetten mit meiner Radio-Moderation. Meistens habe ich auf meine Bewerbung nicht einmal eine Absage bekommen. Beim Bayerischen Rundfunk habe ich mich, als ich in München bei Charivari 95.5 während des Studiums die Morning Show moderierte, jeden Monat neu bei Rüdiger Stolze, dem Programmdirektor von Bayern 3, beworben. Als er mich nach einem halben Jahr anrief und mir dann ein einwöchiges Praktikum, eine unbezahlte Hospitanz, anbot, war ich bereit. Ich habe sofort gekündigt bei Charivari 95.5 und habe eine Woche lang bei Bayern 3 wie ein Wahnsinniger gearbeitet, Magazin-Beiträge, Comedy-Stücke und und und. Nach einer Woche bekam ich dann für meine Arbeit Geld und nach einigen Wochen war ich Redaktionsleiter einer täglichen Jugend-Show mit internationalen Gästen. Ich moderierte viele Live-Events. Schließlich durfte ich sogar die Schlager der Woche moderieren.

Das Leben ist ein Abenteuer und wenn du deine Träume nicht verlierst, sondern dranbleibst, können die unglaublichsten Dinge passieren. Als Teenie habe ich von BR Kultmoderator Fritz Egner, den viele noch als Dingsda Moderator in Erinnerung haben, eine KISS-Platte bekommen. Er hat damals ein Live-Event in Ebern moderiert. In unserer Schule hat er Formel 1 Videos gezeigt und anmoderiert, ich habe die KISS-Platte, die er ins Publikum warf, weil ich damals schon recht groß war, gefangen. Nicht nur haben Fritz Egner und ich später bei Bayern 3 nacheinander moderiert, auch habe ich vor ein paar Monaten KISS bei einem Konzert in Essen getroffen, persönlich hinter der Bühne. Eine unfassbare Situation.
Ich glaube du siehst auf dem Bild wie unfassbar unwirklich diese Situation für mich war. Die waren so riesig mit den Schuhen und Gene Simmons in echt viel netter als auf den bösen Bildern. Für mich eine dieser wunderbaren Begegnungen der dritten Art.

In meinem Podcast NONSTOP NOMMSEN wirst du mehr solcher Geschichten hören und ich werde dir auch von Dingen erzählen, die nicht so glatt liefen, die aber trotzdem wichtig für mich waren. Denn mein Weg war immer wieder von Rückschlägen geprägt und Momenten, in denen auch ich dachte, lass es. Heute freue ich mich, dass ich immer weiter gemacht habe und dass ich das bis heute so mache. Weil ich genau weiß wofür ich es mache.